Hintergrund zum Bauantrag Diözesanmuseum
Ein letztes Mal wurde den Stadträten und einer Vielzahl interessierter Bürger am Montag im Sitzungssaal die Geschichte des Bauantrags präsentiert: nachdem das Museum am 09.07.2013 wegen erheblicher Mängel im Brandschutz schließen musste, begannen die Planungen für den Umbau und die Sanierung. Von Anfang an unterstützte die Stadt das Vorhaben. Am 22.06.2015 tagte das Preisgericht, anschließend entwickelte das siegreiche Architekturbüro Brückner & Brückner im dialogischen Prozess über zwei Jahre hinweg die Planung für den Bauantrag. Dieser wurde am 13.09.2017 vom Ausschuss für Bauen, Planen und Umwelt mit 10:4 Stimmen genehmigt und nach einer Reklamation des Beschlusses im Stadtrat am 26.10.2017 mit 17:20 Stimmen abgelehnt. Der Oberbürgermeister hat den Beschluss förmlich beanstandet, weshalb der Bauantrag erneut im Stadtrat behandelt wurde.
In dieser Sitzung erläuterten die Beteiligten die Beweggründe, die zur Entscheidung für diese Planung und damit den Abriss des Oktogons führten.
Stadtbaumeisterin Barbara Schelle nannte die Themen, welche in diversen Sitzungen mit den Projektentwicklern abgestimmt wurden: unter anderem die Schnittstellen zur Innenstadtsanierung, den Park am Südhang des Dombergs, den Schrägaufzug, die Beschilderung und Beleuchtung, die Baulogistik, das Energiekonzept und das Verkehrskonzept / die Barrierefreiheit.
Michael Reif, erzbischöflicher Finanzdirektor, betonte unter anderem die umfangreichen Änderungen in der Planung im Vergleich zum Wettbewerbsentwurf, zum Beispiel den Erhalt der Kassettendecke statt des ursprünglich vorgesehenen Glasdaches, welcher durch eine aufwändige Zusatzkonstruktion ermöglicht wird. Er erläuterte darüber hinaus die Kernanliegen der Erzdiözese und das Gesamtkonzept für den Domberg (vgl. unten).
Professor Pfeil, Generalkonservator am Landesamt für Denkmalpflege, bestätigte ausdrücklich, dass das Amt jedem Investor auf die Finger schaue, auch der Kirche. „Der Domberg in Freising ist bayerische Identität pur“ und damit etwas, auf das man sehr aufpassen müsse. Nach einer Abwägung aller Aspekte ist für ihn jedoch der Abriss des Oktogons das „geringere Übel“ und damit vertretbar.
Stadtdirektor Koch lobte die geplanten Veränderungen an der Fassade und den Erhalt der Lichthofdecke. Große Bedeutung habe der Umgang mit den Freiflächen wegen der Anlieferung und Zuwegung, welche allerdings wegen der Topographie schwierig sei. Er erläuterte die damit zusammenhängende Notwendigkeit des Abrisses des Oktogons. Die einzelnen Abwägungsgründe, welche nach der Bewertung im Einzelfall insgesamt zur Entscheidung für den Abriss führten, waren der Sitzungsvorlage zu entnehmen.
Dr. Kürzeder, der Leiter des Diözesanmuseums, stellte die inhaltliche Planung des Museum vor: aus der „Verwahranstalt der Dinge“ sollte ein modernes Museum werden, das kirchliche Kunst im Kontext vermittelt und zugleich eine hohe Aufenthaltsqualität besitzt. Diesen Anspruch erfülle die vorgelegte Planung. Solle das Oktogon erhalten bleiben, könnte die Westterrasse nicht wie geplant geöffnet werden und die Museumspädagogik nicht integriert werden.
Zu guter Letzt erläuterte der Architekt Herr Brückner die seiner Planung zugrunde liegenden Aspekte. Die vom Landesamt für Denkmalpflege vorgegebene Maßgabe, am Gebäude möglichst lediglich minimale Eingriffe vorzunehmen, werde vor allem mit viel technischer Aufrüstung nachgekommen. Er versprach, dass das Museum nach der Sanierung wie gewünscht „funktioniert“ und damit eine hohe Qualität haben wird.
Nach der Diskussion wurde final über den Bauantrag abgestimmt: mit 31 zu 5 Stimmen ist er mit einer deutlichen Mehrheit genehmigt worden.
Gesamtkonzept Domberg
Michael Reif, der Erzbischöfliche Finanzdirektor und Leiter der Steuerungsgruppe, erläuterte in Grundzügen die Leitlinien, denen alle Baumaßnahmen auf dem Domberg folgen sollen. Ein zentrales Anliegen ist die Öffnung, da sich die Kirche nicht verschließen dürfe und auch nicht verschließen wolle. Wesentliches Symbol für die Öffnung ist die geplante Neugestaltung der Flächen zwischen den Gebäuden und der vorgesehene Zugang zum Südhang. Auch die verbesserte Erschließung und Erreichbarkeit, zum Beispiel mit dem geplanten Schrägaufzug, trägt dazu bei, den Zugang für Personen mit eingeschränkter Mobilität und verschiedene Pilgergruppen zu erleichtern.
Der Domberg sei für die Diözese unter anderem deswegen ein einzigartiger Ort, weil dort an EINEM Ort erlebbar wird
- „worauf wir bauen“: der Dom, in dem der Glaube erlebbar ist
- „woher wir kommen“: das Museum, in dem mehr als 1000 Jahre christlicher Kunst- und Kulturgeschichte erlebbar sind und
- „wohin wir wollen“: das Bildungshaus, in dem erarbeitet wird, wohin sich die Kirche entwickeln soll.
Ein weiteres Schlagwort der Leitlinien ist Synergie: diese soll durch die Begegnung und den Austausch zwischen den drei Elementen auf den geöffneten Flächen zwischen den Gebäuden geschaffen werden.
Alle Planungen sind eng miteinander verwoben. Der Wunsch der Diözese ist, diese nach und nach mit Unterstützung der Freisinger zu verwirklichen. Die ersten beiden Schritte sind mit der Genehmigung des Bauantrags zum Domberg 38 / 40 (Dombibiothek) in der letzten Woche und der Genehmigung des Bauantrags zum Museum in dieser Woche getan.