Das Italienische am Freisinger Dom

Bei einer Führung im Freisinger Dom ging Domführer Gernot Anders auf mögliche Parallelen zur oberitalienischen Kirchenbaukunst ein.

Von Patrick Romer,

Bereits zum fünften Mal in Folge feierte die Freisinger Mitte ihren "unpolitischen Aschermittwoch". Den Auftakt der Abendveranstaltung machte auch in diesem Jahr FSM-Mitglied und Domführer Gernot Anders, der den gut 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine bisher unbekannte Seite des Freisinger Doms offenbarte. Bei der Führung "Das Italienische am Freisinger Dom" zeigte er Verbindungen zwischen der Freisinger Konkathedrale und Oberitalien auf, welche offenkundig in recht großer Anzahl vorhanden sind, aber beim "normalen" Dombesuch nicht unbedingt sofort ins Auge springen.

Zwar betonte Gernot Anders, der sich intensiv mit dieser Materie beschäftigt hatte, dass eben diese Forschungen noch in den Kinderschuhen steckten und einer weiteren Überprüfung bedürfen. Trotzdem wiesen einige Merkmale auf diese Verbindung hin. So beispielsweise der Grundriss des Freisinger Doms, der dem vieler oberitalienischen Kirchen gleiche, obwohl zum Zeitpunkt des Dombaus schon andere Grundrisse üblich waren. Während man in der Hoch- und Spätromanik nördlich der Donau Basiliken gerne mit Querschiff und Vierungskuppel versah, wurde darauf südlich der Donau im Allgemeinen verzichtet. Man setzte, wie in Italien auch, im Bereich zwischen Alpen und Donau auf den antiken römischen Basilikastil. Ein weiteres Indiz für die Verbindung zu Oberitalien sieht Gernot Anders beim Altar, welcher große Ähnlichkeiten zu einem italienischen Ebenbild aufweise.

Die Frage, warum sich Spuren aus Oberitalien im Freisinger Dom wiederfinden, ließe sich gegebenenfalls damit erklären, dass sich Freising mitten auf dem Weg zwischen Regensburg und Oberitalien befindet. Als es noch keine Autobahnen gab und die meisten Strecken zu Fuß zurückgelegt wurden, war es üblich, dass es etwa alle 40 Kilometer eine Möglichkeit zur Übernachtung gab – zumeist in Form eines von Mönchen betriebenen Hospizes. Schaut man nun von Freising aus 40 Kilometer in Richtung Regensburg und in Richtung Italien, fällt auf, dass es sowohl in die eine als auch in die andere Richtung eben solche "Rasthäuser" gegeben hat.

Nach der Führung fand in der Marienkapelle im Kardinal-Döpfner-Haus der gemeinsame Gottesdienst statt, gehalten von der geschäftsführenden Pfarrerin und stellvertretenden Dekanin Frau Dorothee Löser, dem Pfarrer i. R. Herrn Xaver Huber und dem FSM-Mitglied und Prädikant Herrn Rolf Lübkert. Die musikalische Gestaltung erfolgte durch Dr. Peter Lintl und die Pianistin Anna Sutyagina.

In seiner Begrüßung ging Rolf Lübkert auf die Tradition der Freisinger Mitte ein, ihren Aschermittwoch ohne politische Spitzen zu verbringen. Er lobte das Engagement der Gruppierung insbesondere hinsichtlich einer Verschönerung Freisings und dem Erhalt der Natur.

Pfarrerin Löser wies in Ihrer Predigt darauf hin, dass Fasten eine ganz persönliche Angelegenheit sei, die nicht nach Außen getragen werden sollte. Worauf verzichtet wird, das kann für jeden Menschen ganz unterschiedlich zu entscheiden sein. Vor allem aber sollte es darum gehen, bewusster zu leben, zu entschleunigen und gemeinsame Zeit mit der Familie und mit Freunden zu verbringen.

Spirituell gestärkt ging es weiter in die Weinstube im Alten Gefängnis, wo schon Speis und Trank auf die FSMler warteten. Bei angeregten Gesprächen – nicht nur zur Politik – konnte der wunderbare Abend dann entspannt ausklingen.

Der Autor
Patrick Romer
Patrick Romer, aufgewachsen im Kanton Glarus in der Schweiz, aber heute Freisinger mit Herz und Seele, ist seit 2013 der Vorsitzende der Freisinger Mitte. Weiterlesen ...

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