Transgourmet

Am 23. März 2016 hat sich der Planungsausschuss der Stadt Freising zum wiederholten Male mehrheitlich für eine Ansiedlung des Lebensmittelgroßhändlers ausgesprochen und die Auslegung der Bebauungsplanänderung auf den Weg
gebracht.

Von Franz Bernack,

Das 275 Meter lange, 90 Meter breite und 16,25 Meter hohe Gebäude soll demnach im östlichen Bereich des Clemensänger-Gewerbegebiets realisiert werden. Für das Unternehmen bietet die Lage große Vorteile hinsichtlich der verkehrlichen Anbindung. Konkret liefern (im Endausbau) wochentags 70 LKW Waren an und weitere 50 LKW Waren aus. Dies bedeutet 240 zusätzliche LKW-Bewegungen, die täglich auf dem Südring unterwegs sein werden. Von den ausliefernden Fahrzeugen fahren sieben LKW in Richtung der Autobahnausfahrt Freising-Ost, ein LKW, der Freisinger Kunden beliefert, in Richtung Innenstadt (über die Ismaninger Straße) und 42 LKW in Richtung Freising-Mitte. Daneben plant Transgourmet (ebenfalls im Endausbau), im Dreischichtbetrieb 300 Mitarbeiter zu beschäftigen. Im „schlimmsten“ Fall, d.h. jeder Mitarbeiter fährt im eigenen Auto zum Gelände, werden durch die Mitarbeiter also 600 weitere Fahrzeug-Bewegungen pro Tag im Gebiet verursacht.

Laut einer Verkehrszählung aus dem Herbst 2015 fahren täglich 7.150 Fahrzeuge in das Gewerbegebiet hinein oder heraus. Diese Anzahl würde um 11,8 Prozent steigen – bei einer gleichzeitigen quasi Verdoppelung des Gewerbegebietes. Der Anteil des Schwerlastverkehrs innerhalb des Gewerbegebiets liegt gemäß aktueller Zählung bei 270 LKW pro Tag. Transgourmet fiele hier mit weiteren 240 Bewegungen ins Gewicht.

Anstelle eines großen Unternehmens viele kleine anzusiedeln erscheint jedoch aufgrund dieser Betrachtung als nachteilig, da von den derzeit angesiedelten Unternehmen etwa das 8-fache des Verkehrs ausgeht im Vergleich zu einer Transgourmet- Niederlassung. Würde das Gewerbegebiet entsprechend des Bebauungsplans weiter entwickelt, so würden wiederum viele kleine Betriebe angesiedelt werden, was ein deutlich höheres Verkehrsaufkommen, vergleichbar mit der jetzigen Belastung, erwarten ließe.

Unabhängig von dieser Bewertung sind selbstverständlich die Tages- bzw. Nachtzeiten, zu denen diese Fahrzeuge unterwegs sind und entsprechend eine erhöhte Lärm-Belastung im Gebiet bewirken, sehr umstritten. Angeliefert wird unter der Woche zwischen 5 und 15 Uhr mit jeweils fünf Fahrzeugen pro Stunde. Ausgeliefert wird zwischen 4 und 6 Uhr mit jeweils 25 LKW. Die von der Stadt in Auftrag gegebenen Lärmuntersuchungen kommen jedoch zu dem Schluss, dass die in den frühen Morgenstunden entstehenden Emissionen keinen negativen Einfluss auf die nächste Wohnbebauung haben. Das Unternehmen wird in diesem Zeitraum lediglich in eingehausten Bereichen sowie auf der von der Bebauung abgewandten Seite den Betrieb aufnehmen. Der Abstand von diesem Bereich bis zur Wohnbebauung liegt bei mehr als einem halben Kilometer.

Ein anfänglich großer Kritikpunkt bei dem Projekt war das architektonische Erscheinungsbild. Der Gedanke an eine große, anonyme Logistiker-Fassade bereitete den Freisingern große Bauchschmerzen. Das Unternehmen reagierte jedoch auf die Hinweise der Stadt und beauftragte ein Architekturbüro, welches sich ausschließlich mit der Gestaltung der Fassade auseinandersetzte. Das Resultat begeisterte die Fachjury aus dem städtischen Gestaltungsbeirat. Zwar sei das Gebäude aufgrund seiner Größe noch immer städtebaulich negativ zu bewerten, doch die elegante, silberne Streckmetall-Hülle könnte dem Bauwerk zu einer attraktiven und selbstbewussten Optik verhelfen.

Die nächsten Schritte: Der Planungsausschuss wird in einer der kommenden Sitzungen die erfolgten Einwendungen gegen den Bebauungsplan prüfen und bewerten. Daneben existiert die Möglichkeit eines Bürgerentscheids gegen das Vorhaben. Sowohl für die Befürworter als auch die Gegner des Projekts werden die Sommermonate also sicherlich spannend. Für das Unternehmen ist derweil der Zeitdruck groß, da der Pachtvertrag für die bestehende Halle bald ausläuft.

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