Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes in der Christi-Himmelfahrts-Kirche in Freising, musikalisch untermalt von einer Choralkantate Georg Philipp Telemanns, wurde am Sonntag, 26. März 2017 der Prädikant Rolf Lübkert aus dem aktiven Kirchendienst verabschiedet. Mit 75 Jahren blicke er gemeinsam mit seiner Ehefrau Erika voller Zuversicht in die Zukunft, so Lübkert in seiner Abschiedsrede, und vertraue darauf, „dass der Herr stets am Ufer meines Lebens steht“ – auch in Spanien, wo er sich nun häuslich niederlassen werde.
Es ist ein ungewöhnlicher Weg, den Rolf Lübkert in seinem bunten Leben beschritten hat: Vom Industriekaufmann fand der gebürtige Hamburger in den Beruf eines selbstständigen Unternehmensberaters und wandelte sich schließlich als Rentner im Alter von 60 Jahren nach einer theologischen Ausbildung in der Evangelischen Kirche zum Prädikanten, Notfallseelsorger und Krisenberater im Landkreis Freising. Ebenfalls ehrenamtlich arbeitete er viele Jahre als Altenheimseelsorger in Zolling und Dekanatsbeauftragter für die Altenheimseelsorge im Dekanat Freising mit zehn angeschlossenen Gemeinden. Seit Herbst 2012 engagierte er sich auch in der Freisinger Mitte e.V. (FSM) im Ausschuss für Religion, Kulturgeschichte und interkulturelle Kontakte (RKI), organisierte Gottesdienste und brachte sich unter anderem bei der Planung und Umsetzung des Meditativen Isarwegs in der Domstadt erfolgreich ein.
So ist es kein Wunder, dass bei Lübkerts Verabschiedung immer wieder gefragt wurde, wie es nun ohne den Rolf weitergehen solle. Dorothee Löser dankte ihm als geschäftsführende Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Freising für seinen besonderen Einsatz und seine Menschlichkeit, seine vielen Vertretungsdienste und sein offenes Wesen. Und auch die anderen Laudatoren wie der Vertrauensmann des Kirchenvorstands, Dr. Roland Hausknecht, Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher, der FSM-Vorsitzende Patrick Romer und Jens Bergmann, der Leiter des Seniorenheims Pichlmayr in Zolling stimmten in die Lobeshymnen ein. Dass Rolf Lübkerts Einsatz als Notfallhelfer eine ganz besondere Leistung darstellt, unterstrich Iris Menzinger, die 2. Vorsitzende des Freisinger Kriseninterventionsteams KIT, die zusammen mit einigen Kolleginnen und Kollegen trotz ihrer knappen Freizeit zum Gottesdienst gekommen war. „Es ist wahrlich keine leichte Aufgabe, Hinterbliebenen zusammen mit der Polizei mitteilen zu müssen, dass ein lieber Mensch nach einem tödlichen Unfall nicht mehr heimkommen wird“. Rolf habe Tag und Nacht für Notfälle zur Verfügung gestanden, die passenden Worte gefunden, Trost gespendet und die Trauernden begleitet.
Dem scheidenden Prediger Rolf Lübkert war anzusehen, dass ihn Feier, Worte und Geschenke persönlich berührten. Aber die Vorfreude auf mehr Zeit mit seiner Ehefrau, mehr Freizeit und die wärmende Sonne Spaniens ließen ihn positiv in die Zukunft schauen. Den Kontakt nach Freising wolle er auch im nächsten Lebensabschnitt nicht abreißen lassen, versicherte er. Und in seiner vorerst letzten Predigt von der Kanzel riet er zur richtigen Lebensbalance: „Auf der einen Seite sich nicht von all dem, was sein könnte, was geschehen könnte, niederdrücken lassen. Dem Sog der Hoffnungslosigkeit und den lockenden Gesängen des ewigen Gejammers nicht zu erliegen. Auf der anderen Seite aber auch nicht übermütig werden, zu viel wollen, zu viel aus der Situation herausschlagen wollen.“