Politikum par excellence

„Spielchen“, „Männerfreundschaften“, „Mauscheleien“. Im Stadtrat herrscht Unmut zum Verlauf des Projekts Eishalle. Eine Chronik zu dem Bauvorhaben, das Politik und Bürgerschaft seit Jahrzehnten beschäftigt.

Von Franz Bernack,

„Spielchen“, „Männerfreundschaften“, „Mauscheleien“. Von einer „massiven Unterstützung eines einzelnen Vereins“ ist die Rede. Ein Verein, der zwar mit „sehr hehren Zielen“ angetreten sei, wovon aber jetzt „nicht mehr viel übrig geblieben ist“. Die Diskussionen um die Freisinger Eishalle reißen nicht ab. Jede Stadtratssitzung sorgt - ob neuerlicher (vermeintlicher?) Kostensteigerungen - für Unmut. Was einst als „Leuchtturmprojekt“ galt, will heute, so der Anschein, möglichst schnell über die Bühne gebracht werden. Der Fehler „sei schon viel früher gemacht worden“, jetzt gebe es keine Möglichkeiten mehr, einzulenken. Schließlich werde ja schon gebaut. Doch, so mag sich die Frage stellen: Welcher Fehler eigentlich?

Das Projekt Eishalle erhitzt die Gemüter. Insbesondere die der Bürgerschaft. Wie könne denn bitte ein Verein, der noch dazu eine Randsportart betreibt, so eklatant bevorzugt werden? Wieso werde das Bauvorhaben von Jahr zu Jahr teurer? In anderen Städten ginge das doch viel günstiger?!

In der zweiten Sitzung des neuen Stadtrats am 12. Juni diesen Jahres wurden den Stadträtinnen und Stadträten neuerliche Beschlussvorschläge vorgelegt, bei welchen es darum ging, Geld in die Hand zu nehmen. Sicherlich gerade für einige der 14 „Neulinge“ im Gremium ein beklemmender Quereinstieg in das Thema. Schließlich, so wurde erläutert, wurden die entsprechenden Zusagen bereits zu einem früheren Zeitpunkt getätigt. Ein Beschluss, so schien es, sei unausweichlich.

Worum ging es konkret? Um Viererlei.

Erstens: Der Förderverein Eisstadion bittet um einen Zuschuss sowie ein Darlehen – zweckgebunden für die Errichtung des vereinseigenen Umkleidetrakts des künftigen Eisstadions in Höhe von je 10% seiner Baukosten. Ein konkreter Betrag: 100.230 Euro Darlehen, 100.230 Euro Zuschuss zu den angesetzten Baukosten in Höhe von 1.002.300 Euro. Warum sollte er die bekommen? Klar, der Förderverein gilt quasi als Sportverein, umschließt in seiner Satzung die Förderung verschiedener Eissportarten, und hat so das „Recht“, wie jeder andere Sportverein auch, „10 plus 10“ auf seine Bauvorhaben zu verlangen. Und auch zu bekommen. Diese Tatsache war den Stadträten auch kaum eine Diskussion wert.

Der nächste Punkt: Der Förderverein würde für seine Baumaßnahmen gerne einen Kredit aufnehmen. Hierfür benötige er eine Bürgschaft der Stadt Freising in Höhe von 300.000 Euro. Ein Punkt, der zwar ähnlich dem vorangestellten Beschlussvorschlag kategorisch mit „Ja, ist ja schließlich quasi ein Sportverein“ bewertet worden war, aber doch etwas kritischer hinterfragt wurde. Zwar erhielten Sportvereine regelmäßig ebensolche Ausfallbürgschaften, doch im konkreten Vorhaben fehlten belastbare Konzepte zur Refinanzierung, gar zum gesamten Bauablauf.

Punkt 3 umfasst grob gesprochen das Recht des Fördervereins auf Vermarktung diverser Werbeflächen wie der Banden. Wenig Diskussion, wenige Einwände.

Der abschließende Teil des Beschlussvorschlags, welcher im Übrigen in allen vier Punkten von den Stadträten genehmigt wurde, behandelte die Ausschreibung der Namensgebung des Stadions. Zur Finanzierung des Projekts, so ein Vorschlag aus der Vergangenheit, könne doch der Name des Stadions den Namen eines Werbepartners enthalten. Ein konkretes Angebot würde dem Förderverein vorlegen, 100.000 Euro wolle man damit verdienen. Der Beschlussvorschlag sprach sich konkret für eine solche Ausschreibung aus, welche allerdings in den Händen der Stadtverwaltung liegen sollte, damit der Stadtrat abschließend den Namen vergeben darf. Die dadurch verdiente Summe rechne man jedoch – bis zu einer Summe von 100.000 Euro - dem Förderverein an.

Wofür man sie anrechnen will? Dazu gilt es, das Gesamtkonstrukt zu veranschaulichen und ein wenig in die Vergangenheit zu blicken.

Vor zwanzig Jahren

Schon seit mehreren Jahrzehnten schwirrt das Thema Eisstadion durch die Köpfe der Freisinger. Einst gescheitert durch zu hohe Anforderungen, zu teure Aussichten. Wieder gespielt wurde es im Oberbürgermeisterwahlkampf 1994 von CSU-Kandidat Theo Weber, der gegen den SPD-Mann Dieter Thalhammer ins Rennen startete – und unterlag. 1996, nach der damaligen Inbetriebnahme der - noch heute bestehenden – provisorischen Anlage, ein Projekt, welches unter anderem durch das Engagement des damaligen Eissport-Fördervereins unter Vorsitz von Theo Weber zustande kam, kehrte vorerst etwas Ruhe ein. Neuerliche Diskussionen wurden ein Jahrzehnt später wieder entfacht. Der Grund: Der schlechte Zustand der in die Jahre gekommenen Kälteanlage sowie Sicherheitsmängel auf der Eisfläche.

So stand eine neue Idee im Raum, auch angeregt durch den damals eigentlich nicht vorhandenen Förderverein: Man könne doch einen Großinvestor dazu bewegen, in Freising eine Halle zu errichten. Dies klingt zunächst nach arg hochgesteckten Zielen, hat aber in anderen Gemeinden bereits geklappt. Nach viel Hin und Her, nach Überlegungen, eine solche Anlage beispielsweise im Gewerbegebiet Clemensänger zu platzieren, kam wiederum die Politik auf den Plan. Pünktlich zum Oberbürgermeisterwahlkampf 2006 wurde die Standortfrage geklärt. Man wolle einen fußläufig erreichbaren Eisplatz, kein Eishockey-Stadion auf der grünen Wiese. Man wolle selbst Einfluss auf die Gestaltung nehmen und über die Höhe der Eintrittspreise und der Werbung bestimmen. Als Standort käme auch nur der Ort der bestehenden Eisfläche in der Luitpoldanlage in Frage. Damit war das Thema Großinvestor erst einmal vom Tisch. Eine städtebaulich verträgliche Eishalle, die den Anforderungen der öffentlichen Nutzung entspricht ist selbstverständlich weniger wirtschaftlich als ein reines Privatprojekt.

Es wurde eine Studie zum Zustand angefertigt und um 2008, in Absprache mit den Schulen und Sportvereinen, ein Gesamtkonzept für ein neues Eisstadion erstellt. Mit den Planungen beauftragt wurde das Technische Büro Weihenstephan GmbH (TBW). Wiederholt wurde während der darauffolgenden Jahre darüber diskutiert, ob diese Vergabe sinnvoll war. Zunächst ist das TBW spezialisiert auf die technische Planung für Brauereien und Mälzereien. Zwar erfahren mit Systemen zur Kühlung, aber kein Experte für die Errichtung von Sportstätten. Darüber hinaus wäre eine europaweite Ausschreibung der Planungsleistungen denkbar gewesen. Eine solche Ausschreibung ist gesetzlich vorgeschrieben, sobald definierte Beträge zur Planung überschritten werden. Durch die Vergabe sämtlicher Fachplanungen in den darauffolgenden Jahren an dritte Unternehmen wurde hier die rechtliche Grundlage für die weitere Konzeption geschaffen. Selbstverständlich wurden diese Entscheidungen stets mehrheitlich vom Stadtrat getragen.

Doch der Druck auf die Stadträtinnen und Stadträte war hoch: Der Sanierungsbedarf sei absolut „dringlich“, so Dr. Walter Flad, Geschäftsführer des TBW, der zuvor bereits mit einer Begutachtung beauftragt wurde. Eine Entscheidung müsse schleunigst getroffen werden. Vielleicht hätte man hier etwas früher auf die Forderungen von Politik und Öffentlichkeit eingehen können, die ja spätestens seit dem OB-Wahlkampf 1994 wieder lebhaft über die Eishalle diskutierten. Oder man hätte früher auf die Hinweise der Stadtverwaltung eingehen können, die sich seit Jahren über den mangelhaften Zustand der Eisfläche beklagten. Dann wäre hier womöglich etwas mehr Zeit gewesen für die Stadträte, darüber zu entscheiden, wer sich denn nun eigentlich zu welchem Preis mit der neuen Eishalle befassen solle. À propos: 6,1 Millionen wurden hierfür angesetzt. Für die Gesamtlösung, das heißt Generalsanierung der Eisfläche, neue Kühlanlage, Dach und Einhausung. Im Juni 2009 stimmte der Kulturausschuss nach langen Diskussionen dem entsprechenden Planungsauftrag über 200.000 Euro zu. Dann der Schock für die vielen Eishallen-Fans: Thalhammer kündigte an, die Maßnahmen nicht umsetzen zu wollen, das Geld sei nicht vorhanden. Auch nicht für eine „Minimallösung“ in Höhe von 4 Millionen Euro – ohne Einhausung – nur mit Dach. Hintergrund: Die Kommunalaufsicht im Landratsamt machte deutlich, bei der bestehenden Finanzsituation der Stadt Freising seien derartige Großinvestitionen nicht möglich.

3D-Rendering der ursprünglich angedachten Überdachungs-Lösung, Technisches Büro Weihenstephan GmbH

Nicht zu vermeiden war jedoch eine Sanierung der Eisfläche, nachdem sich hier Anfang 2010 bereits Risse auftaten. 700.000 Euro wurden investiert, der Eisplatz neu hergerichtet. Viele Mitglieder der Eishockeyabteilung des SEF halfen tatkräftig mit, um Kosten zu sparen. Ohne diese Maßnahme hätte der Eisplatz Ende 2010 womöglich nicht mehr seine Türen öffnen dürfen.

Ein neuer Versuch

Kurz zuvor wurden jedoch die Diskussionen erneut angefacht. Max Bögl trat auf den Plan. Deutschlands größtes Bauunternehmen könne, so hieß es, „als Investor den Freisingern die so erwünschte Eishalle bescheren“. Die Sache schien zu schön um wahr zu sein. Bögl, bereits bei vielen anderen Sportanlagen beteiligt, könne die bestehenden Planungen von Walter Flad umsetzen. Eine Public-Private-Partnership könne entstehen. Nicht optimal, wie Thalhammer zu bedenken gab, aber immerhin eine Option. Kostenpunkt: 3,5 Millionen, da man sich 700.000 Euro spare, wenn man auf eine Ausschreibung verzichte. Doch es folgte wiederum ein Rückschlag: Bögl legte ein nicht hinnehmbares Angebot vor, Thalhammer schmetterte den Investor ab. Der Stadtrat beklagte sich. Zwar sei das Angebot in der Tat unzureichend, doch warum müsse gleich „alles niedergebügelt“ werden? Es folgte eine Phase der Eigeninitiative. Der Förderverein gründete sich im Herbst 2010 wieder. Die Zielsetzung: Das Thema selbst angehen. Dafür 2,2 Millionen Euro sammeln („bar, cash“). 4,2 Millionen waren angesetzt für ein neues Eisdach. Minus bereits erfolgte Sanierung, minus entbehrliches Gastronomiegebäude, minus Eigenleistung. Ergibt 2,2 Millionen. Die sollten bis Mitte 2011 auf der hohen Kante liegen.

Zeitgleich sorgte die frisch sanierte Eisfläche für neuen Ärger. Die Scheiben rund um den Platz seien nicht für den Außeneinsatz geeignet, wären stets beschlagen. An den Rändern weiche das Eis bei warmer Witterung auf. Der Stromverbrauch zur Kühlung sei immens. Das ersehnte Dach müsse schleunigst her! Ende 2010 kündigte Thalhammer an, er lege für den Förderverein im Stadtrat ein gutes Wort ein. Wenn es die engagierten Eissportler schafften, einen „erheblichen Teil“ der benötigten Summe zusammenzukratzen, könne die Stadt die noch fehlende Summe beisteuern. Die Wogen glätteten sich, das eifrige Spenden-Sammeln des Fördervereins schien die erhoffte Lösung zu werden. Im Juni 2011 wurden neue Planungen angegangen. Man wolle für die Haushaltsberatungen für 2012 wissen, wie viel man denn nun insgesamt aufbringen müsse. Das Konto des Fördervereins wies indes lediglich einen „knapp sechsstelligen“ Betrag an Bar- und Sachmitteln auf. Einige Stadträte regten an, weiter abzuwarten, bis die avisierten über zwei Millionen Euro vorlägen. Andere proklamierten: Durch belastbare Zahlen würde dem Verein geholfen. 130.000 Euro wurden für die neuerlichen Planungen investiert.

Das Resultat folgte im September 2011: Anstelle der drei Millionen Euro benötige man wohl doch 5,8. Gründe hierfür sind schwer ausfindig zu machen. Einerseits, so hieß es, könnten Konsequenzen aus der schrecklichen Katastrophe 2006 in Bad Reichenhall gezogen und die Sicherheitsanforderungen verschärft worden sein. Doch ereignete sich dieses Unglück zwei Jahre vor der ursprünglichen Neuplanung. Zum anderen seien gestiegene Baukosten, insbesondere nach der Wirtschaftskrise, für die neu berechnete Summe verantwortlich.

So wurde weiterdebattiert. Förderverein und Politik erklärten lauthals, es müsse doch auch alles viel günstiger funktionieren. Eine Umplanung müsse her. Sparen könne man beispielsweise an der Optik. Das moderne Design des TBW könne einem einfacheren Zweckbau weichen. Ziel, so einige Stadträte: Die Kosten auf maximal vier Millionen deckeln.

Allerdings brachten dieser Tage angefertigte Gutachten sowie Erfahrungen der Nachbarstadt Moosburg ein neues Problem zu Tage: Der Lärmschutz. Eissport spät am Abend bei lautem Zuschauerlärm oder Musik sei schwer vorstellbar. Ein Dach allein reiche nicht, eine Einhausung müsse her. Doch, wie ließen sich diese erweiterten Anforderungen mit der Intention der Kosteneinsparung vereinbaren?

Satteldach? Nein, danke.

Vorschlag des SEF als Planungsalternative

Es folgten Wochen der Ungewissheit. Von verschiedenen Seiten wurden neue Planungen aufgetrieben. Von „deutlich günstigeren“ Zweckbauten war die Rede. Von Vereinsseite wurden unterschiedliche Skizzen vorgestellt. Einfacher und kostengünstiger als das optisch ansprechende Bauwerk von Walter Flad. In der Zeitung tauchten Skizzen auf. Einfaches Satteldach. Das schien nicht zu gefallen, es sei unästhetisch. Oder es sei nicht ausreichend lärmgeschützt. Oder beides. Jedenfalls wurden die günstigen Vorschläge allesamt verworfen. Es sollte doch lieber das TBW die Umplanungen übernehmen, ließ der Ältestenrat verlauten. Schließlich bestehe der Auftrag. Ein Kompromiss könnte gefunden werden. Doch bitte kein Satteldach!

So entstand im Frühjahr 2012 eine neue Planung. Ein Flachdach. „Schlittschuhläufer auf der Zielgeraden“, titelte die Zeitung. 4,8 Millionen solle der Bau insgesamt kosten. Minus 600.000 Euro, die der Förderverein zu übernehmen habe. Dann wanderte das Projekt in den Gestaltungsbeirat. Formsache. Über die Einbindung in die städtebaulichen Rahmenbedingungen wird bei derartigen Projekten selbstverständlich diskutiert. Wenngleich die Umgebung (Hochtrasse, geteerte Luitpoldanlage) da keine allzu hohe Latte legt. Trotzdem, im Entwurf des TBW ragten Nebengebäude aus dem Stadion heraus, das wolle man so nicht haben. Alles solle schön integriert werden. Auch an der Verkleidung rund um das Gebäude hatte man etwas auszusetzen. Letztlich wurden gestalterische Änderungen in Höhe von etwa 500.000 Euro beschlossen. In einer hitzig geführten Stadtratssitzung wurde abermals über Für und Wider debattiert. Thalhammer sprach sich im April 2012, in seiner letzten Sitzung als Oberbürgermeister, massiv für das Projekt aus. Die Eishalle dürfe keinesfalls „begraben“ werden. Letztlich votierten die Stadträte mit 26:11 Stimmen für die Investition in Höhe von 5,3 Millionen Euro. Fliegender Wechsel. OB Eschenbacher nahm den Sitz im Rathaus ein. Im Oktober dann die Hiobsbotschaft: Man liege bei 6,7 Millionen. 300.000 Euro mehr waren es schon vor einem halben Jahr, aufgrund eines Fehlers in einer Excel-Tabelle sei man von einem niedrigeren Betrag ausgegangen. Dazu käme eine 400.000 Euro teurere Gebäudehülle, 215.000 Euro Mehrkosten bei der Stromversorgung, 171.000 Euro zusätzliche Aufwendungen für die lichtdurchlässigen Wände, 300.000 Euro zusätzlich für die Elektronik, wie das Technische Büro Weihenstephan mitteilen ließ.

3D-Rendering der Kunsteishalle Freising, aktuelle Planung, Technisches Büro Weihenstephan GmbH

Es folgten zwei Monate intensiver Diskussionen. Man wolle nochmals Planungsalternativen mit dem TBW prüfen. Man untersuche, ob es Möglichkeiten zur Einsparung gebe. Die verschiedenen Fraktionen im Stadtrat debattierten und sinnierten. Grundsätzlich bleibt zum Abstimmungsverhalten über die Jahre hinweg ein interessantes Bild. Ein kleiner Teil der Stadträte zeigte sich über die Jahre hinweg stets als Verfechter der Eishalle. Zwar seien Kostenmehrungen ab und an eher unschön, an der Überzeugung, für das Projekt zu votieren, ändere das aber nichts. Ein etwas größerer Teil sprach sich seit jeher mit aller Kraft gegen das prestigeträchtige Bauvorhaben aus. Der größte Teil lag dazwischen. Viele Stadträte, die zwar mehrfach ihre Ablehnung ob mehrfacher Kostenexplosionen kundtaten, doch sich letztlich immer wieder dazu bewegen haben lassen, für das Projekt zu stimmen.

So auch am 24. Januar 2013. Nach Wochen der Ungewissheit wurden den Stadträten schließlich vier Alternativen zur Entscheidung vorgelegt: Die „Nulllösung“, bei der nur die Umkleidekabinen neu hergerichtet würden. Kostenpunkt: Eine Million. Die nächste Variante: Ein Dach, neue öffentliche Umkleiden und ein neues Technikgebäude für fünf Millionen. Für zusätzliche 800.000, so Variante 3, gebe es eine Halle statt eines Daches. Schließlich, die teuerste Option, für 6,6 Millionen: Alles bereits Aufgeführte plus Überdachung des Eingangsbereichs und Sanierung des Nebengebäudes.

Die Entscheidung fiel mit 24:13 Stimmen auf die dritte, 5,8 Millionen teure Variante. Allerdings, so ist hier anzumerken, geht es eigentlich um 6,4 Millionen. 600.000 Euro nämlich kosteten die Vereinsumkleiden, die der Förderverein zu stemmen habe. Bei der 5,3 Millionen teuren Variante vom April 2012 rechnete man noch mit zusätzlichen Einnahmen vom Förderverein. Die Erhöhung der Aufwendungen für die Stadt Freising betrug also innerhalb von weniger als einem Jahr 1,1 Millionen Euro.

Im Mai 2013 dann auf einmal eine erfreuliche Nachricht: Es würde nun doch etwas billiger, so hieß es. Die Kosten etwas nach unten korrigieren wolle man aber nicht. Vielmehr werde man das eingesparte Geld wiederum direkt in die Eishalle investieren. Und nun doch den Eingangsbereich ein wenig aufpolieren. Es blieb also bei 6,4 Millionen.

Woher nehmen und nicht stehlen?

Zurück zum Förderverein: Vom Ziel der über 2 Millionen Spendenakquise plus Eigenleistung hatte man sich schon lange verabschiedet. Klar schien jedoch stets: Wenn ein neues Eisstadion gebaut wird, hat der Förderverein dafür zu sorgen, dass der Vereinstrakt, also die Umkleiden für die Vereinsnutzung, nicht von der Stadt gebaut werden müsse. Dafür könne er, so das Ziel seit 2012, etwa 600.000 Euro in die Hand nehmen. Im Zuge der mehrfachen Kostensteigerungen allerdings wuchs auch dieser Betrag auf über eine Million Euro. Eine herbe Pille für den Förderverein, aber man wolle sich diesen Kosten beugen, die die Stadt nun einforderte. Dazu erschwerten die Anforderungen der Stadt die Umsetzung. Die Umkleiden sollen schließlich ins Gesamtensemble passen. Nicht nur gestalterisch, auch baulich. Ziegelmauern müssten Stahlbeton weichen. Die richtige Brandmeldeanlage müsse hinein. Anforderungen an öffentliche Gebäude sind hoch, die Kosten steigen. Etliche Leistungen, die der Förderverein von eigenen Mitgliedern oder befreundeten Firmen in Anspruch hätte nehmen können – ohne dafür viel Geld in die Hand zu nehmen – genügen nicht den hohen, gesetzlichen Anforderungen an eine öffentliche Sporteinrichtung. Doch der Förderverein blieb dran. Mit neuen Spendenkampagnen wie den Eispatenschaften könnte man womöglich ein hübsches Sümmchen einnehmen. Und, schon seit vielen Jahren im Gespräch: Die Vermarktung des Namens der Eishalle. 100.000 Euro wolle man einnehmen, wenn die Eishalle dafür für einen bestimmten Zeitraum den Namen eines Sponsoren annimmt. Auch das war nicht immer so. 2010 war von Seiten der Politik noch die Rede von knapp einer halben Million Euro für die Vergabe der Namensrechte.

Die Gegenwart: Durch das direkte Einbeziehen des Fördervereins in den Bau des Eisstadions behandelte man ihn wie jeden anderen Sportverein. Satzungsgemäß ist das erste Vereinsziel zwar lediglich die Errichtung eines Stadions, doch auch die Förderung und Unterstützung der Jugendarbeit sowie die Unterstützung des Schulsports mit winterlichen Sportmöglichkeiten sind Vorsätze, die der Verein verfolgen will. Im Prinzip eine kluge Ausrichtung: Es soll nicht Eishockey, eine Nischensportart im Fokus stehen, sondern der Breitensport, Eissport für Jedermann.

Sportvereine jedenfalls erhalten für gewöhnlich bestimmte Förderungen, Zuschüsse, Darlehen und auch Bürgschaften. Dass es im Stadtrat in der vergangenen Sitzung wiederum zu Diskussionen geführt hat, nun wiederum Geld in die Hand zu nehmen, erscheint glasklar. Doch eine Schuld kann man dem Förderverein an dieser Stelle nur bedingt anlasten. Ja, es bestanden hehre Ziele, man konnte letztlich nur einen kleinen Teil des versprochenen Geldes zusammenkratzen. Aber diese Tatsache hat sich schon seit Jahren abgezeichnet. Für Stadt und Stadtrat war das keine Neuigkeit. Ja, es existierte und existiert sicherlich eine starke Eisstadion-Lobby im Stadtrat. Doch die ist nicht die Mehrheit. Die Mehrheit sind Eishallen-Befürworter. Solche, die immer gerne ein Dach über dem Kopf gehabt hätten, aber dafür nur sehr wenig Geld ausgeben wollten. Und solche, die immer gerne ein Dach über dem Kopf gehabt hätten und dafür letztlich mehr Geld auszugeben bereit waren.

Die Kostensteigerung

Im endlosen Auf und Ab über die Jahre kam auch immer wieder die Frage auf, warum nie eine Ausschreibung für die Planung erfolgte. Letztlich blieb man aber bei der beschlossenen Vergabe an Walter Flad und das Technische Büro Weihenstephan. Grundsätzlich kann man rückblickend die ursprüngliche Kostenschätzung von 2009 fast schon als solide einstufen. 6,1 Millionen wurden damals angesetzt. Heute liegen wir bei 6,4 zuzüglich 700.000 Euro Sanierungskosten aus dem Jahr 2010. Das ist zwar ein Mehr von einer Million, doch bei einer Veränderung des Baupreisindex in Bayern von über zehn Prozent seit dem Jahr 2009 kommt man leicht auf etwa 6,7 Millionen Euro. Dazu kommen mehrere Hunderttausend Euro an Kosten für Umplanungen über die Jahre. Letztlich, so fühlt es sich an, wäre es vermutlich kosten- und vor allem nervenschonender gewesen, 2009 eine Volllösung zu akzeptieren.

Ob aber sieben Millionen Euro für ein Eisstadion ein vernünftiger Preis sind, das ist die andere Frage. Es ist schwer zu bemessen, wo der rechte Betrag liegt für derartige Investitionen. Der eine Betrag scheint maßvoll, der andere zu hoch. Beim vergleichbaren Projekt XY habe man einen ähnlichen Betrag investiert. Die Haushaltslage spielt eine Rolle, konkurrierende Bauvorhaben ebenfalls. Fest steht: Die Eishalle ist sicherlich nicht nur etwas für Eisprofis. In anderen Städten treffen sich Jung und Alt in den Wintermonaten regelmäßig auf ihren Schlittschuhen. Die Eisdisco ist ein freudiges Spektakel für die kleineren Besucher. Und auch die Unterstützung von Nicht-Fußball-Vereinen, die dadurch deutlich höhere Chancen im Ligabetrieb erhalten, scheint sinnvoll. Aber wo bleiben die Volleyballer? Die Basketballer? Die Handballer, die Kegler, die Turner? Hier einen Vergleich anzustellen, scheint unmöglich. Mehrzweckhallen können schließlich von diversen Sportarten genutzt werden, bei Eissportlern ist die Situation anders, die Anforderungen sind höher, aber auch der öffentliche Nutzen.

Fest steht: Wir freuen uns auf die Eishalle. Eine Stadt in der Größe Freisings kann eine solche Anlage durchaus vertragen und hoffnungsvollerweise bleibt das Image des neuen Freisinger Eisstadions nicht nachhaltig durch seine Vorgeschichte belastet. Fest steht jedoch auch: Es gilt, Rückschlüsse für eine zukünftige Stadtratsarbeit zu ziehen. Es bleibt, so der offenkundige Anschein, bei vielen Stadträten ein absolut unangenehmes Gefühl. Hätte man das Projekt anders vergeben sollen? Hätte man den Mut aufbringen sollen, einmal Nein zu sagen, auch wenn dadurch die Arbeit und das Engagement von vielen Jahren zunichte gemacht würde? Es scheint so, als sei die Mehrheit der Stadträte und der Bürger der Meinung, die investierte Summe sei zu hoch. Trotzdem hat sie es geschafft, die Eishalle. Es bleibt zu hoffen, dass nun keine Probleme mehr auftreten, der Förderverein sich nicht, wie es einige Stadträte befürchten, in Luft auflösen wird, steht die Halle erst einmal. Denn zum Abbezahlen der aufgenommenen Kredite, so derzeitige Schätzungen, benötige man bis zu 17 Jahre.

Die Eishalle, ein Politikum par excellence.

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