Die Freisinger Mitte hat den von der Schulfamilie vorgeschlagenen Namen „Grundschule am Steinpark“ und „Mittelschule am Steinpark“ zugestimmt. Diese Namen wurden nach lebhafter Diskussion mehrheitlich im Stadtrat beschlossen.
Seit mehr als 10 Jahren gibt es für das Gebiet der Stein-Kaserne die Begrifflichkeit „Steinpark“. Das Viertel ist in der Bevölkerung seit Langem mit all seinen Einrichtungen, dem SteinCenter, dem „Familienzentrum am Steinpark“ usw. als SteinPark bekannt und schlägt längst ein neues, positives Kapitel für die Stadtgeschichte auf. In der jüngsten Vergangenheit hat sich niemand an dem Namen gestört, erst jetzt bei der Namensgebung für die Schulen (die seit dem Beschluss, dass sie gebaut werden, als „SteinparkSchulen“ bezeichnet werden), wurde das Leben des Namensgebers der Kaserne diskutiert.
Dass das Gelände eine Geschichte hat und auch der Name in der „General-von-Stein-Straße“ weiterlebt, ist unbestritten. Diese Geschichte zu thematisieren, ist sehr wichtig und berechtigt. Doch leben wir in einem Zeitalter, in dem die Geschichte nicht von uns geprägt ist, wir aber mit ihr umgehen müssen – ganz nach dem Spruch vom Philosophen Søren Kierkegaard: „Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber leben muss man es vorwärts.“
Das Leben rückwärts verstehen heißt, die Ereignisse der Vergangenheit in der Gegenwart zu werten und bewerten und dann gegebenenfalls eine neue Richtung einzuschlagen, ohne die Geschichte aus den Augen zu verlieren. Unserer Meinung nach gibt es einen guten Weg, dem SteinPark namenstechnisch und inhaltlich einen neuen Hintergrund zu verleihen:
Es steht nur noch die „General-von-Stein-Straße“ als Zeitzeuge der Kasernen-Namensgebung und somit des jetzigen SteinParks. Wenn diese Straße einen neuen Namen erhält – mit Bezug zu „Stein“, dann wäre das Leben rückwärts verstanden und vorwärts ohne negative Namensbehaftung gelebt.
Vorab muss selbstverständlich abgewartet werden, was die Untersuchung der historischen Namensgeber für Straßen ergibt, die aktuell läuft und demnächst abgeschlossen sein wird. Dass eine Straßenumbenennung für alle dort Wohnenden ein riesiger Aufwand ist, ist uns bewusst. Aber wenn wir unserer Geschichte hier in Freising eine neue Wendung geben und in die Zukunft blicken wollen, ist dies aus unserer Sicht ein guter Weg.
Ein Namensvorschlag ist Edith Stein, eine Frauenrechtlerin und Philosophin jüdischer Herkunft. Sie gilt heute als Brückenbauerin zwischen Christen und Juden und ist seit 1999 eine der drei Patroninnen Europas. Es sind mehrere Straßen und Wege, wie auch Schulen bereits nach ihr benannt. Edith Stein kann für uns eine Brücke bauen, um einerseits dem Wunsch der Schulfamilien nachzukommen und andererseits zugleich mit dem Namen in Zukunft gar nicht mehr in den Verdacht zu kommen, jemanden zu verehren, der diese Ehre aus heutiger Sicht nicht mehr verdient.
Unabhängig davon war sich die gesamte Schulfamilie mit Lehrerschaft, Elternbeirat und SMV sich in der Namensgebung für die neuen Schulen einig.
Der Namensgebung der Grund- und Mittelschule am Steinpark wurde im Stadtrat mehrheitlich zugestimmt.
In einem zweiten Schritt kann gemeinsam der Weg aus der Vergangenheit -die wir nicht vergessen dürfen- in die Zukunft gegangen werden: Welche Assoziation wir dem Steinpark für die Zukunft geben, liegt in unserer Hand.
Edith Stein
Sie wurde 1881 in Breslau geboren, ist mit 31 Jahren zum katholischen Glauben konvertiert, in einen Orden eingetreten, arbeitete als Lehrerin an einem Mädchenlyzeum, später als Dozentin am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik. Mit 45 Jahren legte sie ihr ewiges Gelübde ab und sie wurde 1942 in Holland aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verhaftet und nach Auschwitz abtransportiert, wo sie kurz darauf ermordet wurde.
1987 wurde sie selig und 1998 heilig gesprochen – seit 1999 eine der drei Patroninnen der EU.