Die Moosachöffnung

Für die Lebensqualität, für das Stadtklima, für die Kaufkraft. Eine Moosachöffnung wirkt sich in vielerlei Hinsicht positiv auf die Fortentwicklung Freisings aus. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Informationen.

Von Franz Bernack,

Für Lebensqualität und Kaufkraft

2009 verabschiedete der Freisinger Stadtrat das „Integrierte Innenstadt- Entwicklungskonzept“, kurz die Innenstadtkonzeption. Eine von insgesamt 23 Einzelmaßnahmen betrifft eine Neugestaltung der Oberen und Unteren Hauptstraße einschließlich der Öffnung der Moosach.

Ziel der Maßnahme ist es, die Lebensqualität durch ein offenes Fließgewässer für die Bürgerinnen und Bürger, aber besonders auch für die Gäste zu steigern. Derzeit liegt die Kaufkraftbindung, also der Teil der Bevölkerung, der in der Freisinger Innenstadt einkauft, bei nur 70 Prozent. Durch Maßnahmen der Innenstadtkonzeption soll eine wesentliche Verbesserung herbeigeführt und so die Kaufkraftbindung auf bis zu 130 Prozent erhöht werden. Das heißt, dass nicht nur Freisingerinnen und Freisinger selbst, sondern auch Menschen aus den Nachbarstädten zum Einkaufen in unsere Innenstadt kommen.

Hand in Hand mit dieser Aufwertung wird in den kommenden Jahren ein attraktiver Geschäftemix und so eine starke und pulsierende Innenstadt entstehen, die nicht mehr nur Arbeits- und Verkehrsbereich, sondern das Zentrum für Gastronomie, Einkaufsmöglichkeiten und Kultur darstellt.

Die Konsequenz von Investitionen im öffentlichen Raum sind - und diesen Effekt kann man in vielen anderen Städten beobachten - Investitionen in den privaten Bereichen, also bei den Immobilien- und Geschäfteinhabern. Neben den ökologischen und städtebaulichen Überlegungen spielen hier also vor allem wirtschaftliche Argumente eine wichtige Rolle.

Was ist bereits geschehen?

2009: Planungsstart im Rahmen des Förderprogrammes „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“.

16. März 2011: Die einzelnen Maßnahmen der Innenstadtkonzeption werden vorgestellt. Die Bürger dürfen abstimmen, was zuerst umgesetzt werden soll. Ergebnis: Neugestaltung der Hauptstraße einschließlich Moosachöffnung.

19. Mai 2011: Der Freisinger Stadtrat beschließt einstimmig die 23 Maßnahmen der Innenstadtkonzeption.

17. Oktober 2012: Eine Machbarkeitsstudie bestätigt, dass eine Öffnung der Moosach umsetzbar ist.

10. April 2013: Der Planungsausschuss beschließt die Ausschreibung eines Wettbewerbs.

9. November 2013: Der Siegerentwurf steht fest.

Januar 2014: Das Architekturbüro wird mit der Detailplanung beauftragt. Die CSU beschließt, ein Bürgerbegehren zur Öffnung der Moosach zu initiieren.

Fakten

Geöffnet werden muss ohnehin

Untersuchungen haben gezeigt, dass der Zustand des Moosachkanals in der Oberen Hauptstraße sehr schlecht ist und binnen der nächsten zwei Jahre eine Sanierung erfolgen muss. Salz und Rost machen der Konstruktion zu schaffen, die Konsequenz sind Risse und eine marode Bausubstanz.

Für die Sanierung des Flussbetts müssen nach derzeitiger Schätzung 400.000 Euro aufgewendet werden. Im Falle einer dauerhaften Öffnung, für die nach aktuellen Schätzungen zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Euro (laut Machbarkeitsstudie, zzgl. MwSt. und Planungskosten) angesetzt werden, kann man mit entsprechenden Zuschüssen aus der Städtebauförderung rechnen.

Wirtschaftsfördernde Maßnahme

Natürlich kostet eine solche Maßnahme Geld. Doch das Projekt ist eindeutig als langfristige Investition zu sehen, die sich in einer erhöhten Aufenthaltsqualität und gesteigerten Kaufkraftbindung auszahlen wird. Viele Innenstädte haben gegen die Kaufhausgiganten auf der „Grünen Wiese“ keine Chance.

Alle Beispiele zeigen, dass Innenstädte nur mit einem neuen, überarbeiteten Konzept überlebensfähig sind: Gefragt ist heute eine hohe Aufenthaltsqualität. Nur so kommen ausreichend viele Bürgerinnen und Bürger für ihre Einkäufe und zum Verweilen in die Innenstadt. Dies wirkt sich dann auf die Auswahl und Qualität der Geschäfte aus, welche in der Innenstadt Flächen anmieten wollen.

Die Maßnahmen der Innenstadtkonzeption, wie niveaugleicher Ausbau der Straßen, neue Stadtmöblierung, neue Beleuchtung und eben auch die Öffnung der Moosach, sind alles wirtschaftsfördernde Maßnahmen, keine optischen Spielereien. Für den großen Nutzen sind die Kosten (ca. 1,5 Mio. Euro bei einem jährlichen Investitionsvolumen von fast 40 Mio. Euro in den letzten Jahren) vergleichsweise gering.

Es kommen keine Ratten

Ratten suchen verdeckte und dunkle Flächen. Auch in der Fischergasse gibt es keine durch Ratten verursachten Probleme an der Moosach. In anderen Städten mit einem vergleichbaren Stadtgewässer, wie in Memmingen oder Ravensburg, sind ebenfalls keinerlei derartige Vorkommen bekannt. Auch die Reinheit des Wassers würde Ratten zu schaffen machen, da sie darin keine Nahrung fänden.

Überflutung bei Hochwasser unmöglich

Wie das Wasserwirtschaftsamt bestätigte, bliebe die Hauptstraße bei Hochwasser definitiv verschont. Das Nadelöhr des Moosacharms liegt unter der Karlwirtskreuzung, durch das nicht mehr als vier Kubikmeter pro Sekunde fließen können. Eine Öffnung hat darauf keine Auswirkung.

Zufahrt für Feuerwehr weiterhin möglich

Die im Herbst 2012 veröffentlichte Machbarkeitsstudie zur Neugestaltung der Hauptstraße sowie der Moosachöffnung machte deutlich, dass die baurechtlich erforderlichen Abstandsflächen von neun Metern zur Häuserkante, die beispielsweise zur Anfahrt durch die Feuerwehr benötigt werden, eingehalten werden können. Gegebenenfalls macht die Detailplanung eine leichte Verschiebung des Flussbeckens in Richtung Straßenmitte erforderlich.

Kein Gestank, keine Stechmücken

Auch die Angst vor einem unliebsamen Geruch im Herzen der Altstadt ist unbegründet, da die Moosach heute ein sehr sauberes Gewässer ist. Stechmücken bevorzugen darüber hinaus stehende Gewässer. Ein Blick auf die Fischergasse und die bereits bestehenden Beispiele in anderen Städten bestätigt das.

Die Historie der Stadtmoosach

Bis Ende des 19. Jahrhunderts war die Moosach im Bereich der Oberen Hauptstraße bereits geöffnet und verlief von der „Zinnernen Kanne“ (bis vor kurzem Commerzbank) bis zum heutigen Kriegerdenkmal. Der Grund für die Schließung in den Jahren 1880 sowie 1892/93 war die mangelnde Hygiene.

Zwar hatte man bereits damit begonnen, eine Kanalisation zu errichten, doch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein leiteten Haushalte ihr Abwasser in den Flusslauf. Die Folge: Verschmutztes Wasser und Gestank. Heute ist das kein Thema mehr.

Foto: Archiv Fotostudio Werkmeister

Wie geht es weiter?

Im Januar 2014 beauftragte die Stadt den Sieger des im vergangenen Jahr veranstalteten Architektur-Wettbewerbs zur Neugestaltung der Innenstadt mit der Detailplanung des Projekts. Diese erfolgt in enger Abstimmung mit allen beteiligten Fachämtern.

Im Juni sind dann konkrete Aussagen über die Kosten und das Aussehen der Moosachöffnung vorhanden. Bis dahin könnte es zu einem Bürgerentscheid zur Europawahl im Mai kommen. Ansonsten kann der Stadtrat im Sommer diesen Jahres mit dem Projektbeschluss das nachhaltige, seit Jahrzehnten avisierte Vorhaben Moosachöffnung endgültig festschreiben.

Schon 2018 könnte dann die Moosach sichtbar durch die Obere Hauptstraße fließen.

Verantwortungsvolle Kommunalpolitik

In vielen Städten, wie Memmingen und Ravensburg, in Großstädten, wie Darmstadt und Zürich, sowie in Weltmetropolen, wie London und Seoul, wurden in den vergangenen Jahren urbane Fließgewässer offengelegt. Überall hat sich dabei gezeigt, dass sich Urbanität und Natur keineswegs ausschließen, sondern äußerst harmonisch ergänzen.

Offene, saubere und gepflegte Flüsse in Innenstädten führen zu einer gesteigerten Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger sowie die Gäste einer Stadt und stehen so für eine verantwortungsvolle Lokalpolitik und eine professionelle Stadtverwaltung.

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